Nach­hal­ti­ges Bau­en in der Schweiz
Nach­hal­ti­ges Bau­en ist in der Schweiz zu ei­nem wich­ti­gen The­ma ge­wor­den, da die Um­welt­be­las­tung durch den Bau und Be­trieb von Ge­bäu­den er­heb­lich ist. In der Schweiz sind Ge­bäu­de für et­wa 30% des En­er­gie­ver­brauchs und 20% der Treib­haus­gas­emis­sio­nen ver­ant­wort­lich. Es ist da­her von gro­ßer Be­deu­tung, dass die Bau­in­dus­trie Maß­nah­men er­greift, um die Um­welt­be­las­tung zu re­du­zie­ren.

Ei­ne wich­ti­ge Über­le­gung bei nach­hal­ti­gem Bau­en ist die Graue En­er­gie. Graue En­er­gie be­zieht sich auf die En­er­gie, die für die Her­stel­lung, den Trans­port und die Ent­sor­gung von Bau­stof­fen auf­ge­wen­det wird. Es ist wich­tig, Bau­stof­fe zu wäh­len, die ei­ne ge­rin­ge­re Graue En­er­gie auf­wei­sen, um die Um­welt­be­las­tung zu mi­ni­mie­ren.

Ein wich­ti­ges Pla­nungs­in­stru­ment für nach­hal­ti­ges Bau­en ist die Öko­bi­lan­zie­rung. Ei­ne Öko­bi­lan­zie­rung be­wer­tet die Um­welt­aus­wir­kun­gen ei­nes Ge­bäu­des über sei­nen ge­sam­ten Le­bens­zy­klus hin­weg, von der Her­stel­lung der Bau­stof­fe bis zur Ent­sor­gung des Ge­bäu­des. Durch ei­ne Öko­bi­lan­zie­rung kön­nen Bau­pro­zes­se op­ti­miert wer­den, um die Um­welt­be­las­tung zu re­du­zie­ren.

Bau­stof­fe mit ge­rin­ger Grau­er En­er­gie Ei­ne wei­te­re Mög­lich­keit, nach­hal­ti­ges Bau­en in der Schweiz um­zu­set­zen, ist durch den Ein­satz von Bau­stof­fen mit ge­rin­ger Grau­er En­er­gie. Bei­spie­le für sol­che Bau­stof­fe sind Holz, Lehm und Stroh. Die­se Ma­te­ria­li­en sind er­neu­er­bar und ha­ben ei­ne ge­rin­ge­re Um­welt­be­las­tung als tra­di­tio­nel­le Bau­stof­fe wie Be­ton und Stahl. Kon­kre­te Bei­spie­le von Bau­stof­fen und Pro­duk­ten, die in der Schweiz für nach­hal­ti­ges Bau­en ver­wen­det wer­den:
  • Holz: Holz ist ein er­neu­er­ba­rer Roh­stoff und hat ei­ne ge­rin­ge­re Graue En­er­gie im Ver­gleich zu an­de­ren Bau­stof­fen wie Stahl oder Be­ton. In der Schweiz wer­den im­mer mehr Ge­bäu­de mit Holz­rah­men­kon­struk­tio­nen ge­baut, wie zum Bei­spiel das Su­ur­stof­fi 22 in Risch Rot­kreuz: Es han­delt sich hier­bei um das ers­te Holz­hoch­haus der Schweiz
  • Zie­gel: Zie­gel sind ein tra­di­tio­nel­ler Bau­stoff, der in der Schweiz seit Jahr­hun­der­ten ver­wen­det wird. Sie ha­ben ei­ne lan­ge Le­bens­dau­er und sind re­cy­cel­bar. Ein Bei­spiel für ein Zie­gel­pro­dukt ist der Po­ro­­therm-Wär­­me­­däm­m­­zie­­gel von Wie­ner­ber­ger, der ei­ne ho­he Wär­me­däm­mung bie­tet und so­mit den En­er­gie­ver­brauch von Ge­bäu­den re­du­ziert.
  • Hanf: Hanf wird in der Schweiz zu­neh­mend als Bau­ma­te­ri­al ver­wen­det, da es schnell nach­wächst und ei­ne ge­rin­ge Um­welt­be­las­tung auf­weist. Hanf kann für Däm­mung, Putz und so­gar als Bau­stein ver­wen­det wer­den. Ein Bei­spiel für ein Hanf­pro­dukt ist der Is­oH­emp Bau­stein, der aus Hanf­fa­sern und Kalk be­steht und für die Her­stel­lung von Wän­den, Bö­den und De­cken ver­wen­det wer­den kann.
  • Pho­­to­­vol­­ta­ik-Mo­­du­­le: Pho­­to­­vol­­ta­ik-Mo­­du­­le wan­deln Son­nen­licht in elek­tri­sche En­er­gie um und kön­nen zur Strom­erzeu­gung von Ge­bäu­den ver­wen­det wer­den. In der Schweiz gibt es vie­le Pho­­to­­vol­­ta­ik-Mo­­du­­le-Her­s­tel­­ler, wie zum Bei­spiel Swiss So­lar AG, die in der Schweiz pro­du­zie­ren und so­mit den Trans­port­auf­wand mi­ni­mie­ren.
  • Gründach-Sys­­te­­me: Grün­dä­cher sind ei­ne Mög­lich­keit, um den En­er­gie­ver­brauch von Ge­bäu­den zu re­du­zie­ren und die Um­welt­be­las­tung zu mi­ni­mie­ren. Sie kön­nen zur Däm­mung von Ge­bäu­den bei­tra­gen, die Luft­qua­li­tät ver­bes­sern und zur Re­du­zie­rung des Re­gen­was­ser­auf­kom­mens bei­tra­gen. Ein Bei­spiel für ein Gründ­ach­sys­tem ist das Sedum Dach­be­grü­nungs­sys­tem” von Zin­Co, das in der Schweiz her­ge­stellt wird.
Das sind nur ei­ni­ge Bei­spie­le von Bau­stof­fen und Pro­duk­ten, die in der Schweiz für nach­hal­ti­ges Bau­en ver­wen­det wer­den. Es gibt vie­le wei­te­re in­no­va­ti­ve Lö­sun­gen und Ent­wick­lun­gen auf dem Markt, die da­zu bei­tra­gen kön­nen, die Um­welt­be­las­tung von Ge­bäu­den zu re­du­zie­ren. Mi­ner­gie Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt von nach­hal­ti­gem Bau­en in der Schweiz ist die Mi­­ner­­gie-Zer­­ti­­fi­­zie­rung. Mi­ner­gie ist ein Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem für en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­de, das von ei­ner un­ab­hän­gi­gen Or­ga­ni­sa­ti­on ver­ge­ben wird. Ge­bäu­de, die die An­for­de­run­gen von Mi­ner­gie er­fül­len, ver­brau­chen we­ni­ger En­er­gie als her­kömm­li­che Ge­bäu­de und tra­gen so­mit zur Re­du­zie­rung der Um­welt­be­las­tung bei. Es gibt drei Ar­ten von Mi­­ner­­gie-Zer­­ti­­fi­­ka­­ten:
  • Mi­ner­gie Stan­dard: Das Mi­­ner­­gie-Stan­­dard-Zer­­ti­­fi­­kat setzt die An­for­de­run­gen für die En­er­gie­ef­fi­zi­enz ei­nes Ge­bäu­des fest. Die wich­tigs­ten An­for­de­run­gen sind (Grund­la­ge Kenn­zah­len für Woh­nen):
    • Haupt­an­for­de­rung: Mi­­ner­­gie-Ken­n­­zahl (Neu­bau: 55 kWh/(m2*a))
    • Zu­satz­an­for­de­rung Heiz­wär­me­be­darf nur für Neu­bau (Ge­bäu­de­hül­le): iden­tisch mit Mu­KEn 2014
    • Zu­satz­an­for­de­rung End­ener­gie­be­darf oh­ne PV: 35 kWh/(m2*a) für Neu­bau und 60 kWh/(m2*a) für Sa­nie­run­gen
    • Ei­gen­strom­pro­duk­ti­on min­des­tens ge­mäss Mu­KEn 2014 (10 W/m2 EBF)
    • Kon­trol­lier­te Luft­er­neue­rung und Som­mer­li­cher Wär­me­schutz
    • Al­le Ge­bäu­de oh­ne fos­si­le Brenn­stof­fe
    • Luft­dicht­heits­kon­zept er­for­der­lich, oh­ne Mes­sung
    • En­­er­­gie-Mo­­ni­­to­ring für Ge­bäu­de grös­ser 2000 m2 EBF er­for­der­lich
    • Ein­fa­che bau­li­che Mass­nah­men für e‑­­Mo­­bi­­li­­täts-Tau­g­­lich­keit von Mi­­ner­­gie-Ge­­bäu­­den
 
  • Minergie‑P Stan­dard: Das Mi­­ner­­gie-P-Zer­­ti­­fi­­kat legt zu­sätz­lich zum Mi­­ner­­gie-Stan­­dard die An­for­de­run­gen an die Ge­bäu­de­hül­le und den Hei­zungs­er­satz fest. Die wich­tigs­ten An­for­de­run­gen sind (Grund­la­ge Kenn­zah­len für Woh­nen):
    • Haupt­an­for­de­rung: Mi­­ner­­gie-Ken­n­­zahl (Neu­bau: 50 kWh/m2*a)
    • Zu­satz­an­for­de­rung Heiz­wär­me­be­darf (Ge­bäu­de­hül­le): 70% von Mu­KEn 2014 im Neu­bau, 90% bei Er­neue­run­gen
    • Zu­satz­an­for­de­rung End­ener­gie­be­darf oh­ne PV: 35 kWh/m2*a im Neu­bau, 60 kWh/m2*a bei Sa­nie­run­gen
    • Ei­gen­strom­pro­duk­ti­on min­des­tens ge­mäss Mu­KEn 2014 (10 W/m2 EBF)
    • Kon­trol­lier­te Luft­er­neue­rung und Som­mer­li­cher Wär­me­schutz
    • Al­le Ge­bäu­de oh­ne fos­si­le Brenn­stof­fe
    • Luft­­dich­t­heits-Mes­s­­kon­­­zept und Mes­sun­gen er­for­der­lich
    • En­­er­­gie-Mo­­ni­­to­ring für Ge­bäu­de grös­ser 2 000 m2 EBF er­for­der­lich
    • Ein­fa­che bau­li­che Mass­nah­men für e‑­­Mo­­bi­­li­­täts-Tau­g­­lich­keit von Mi­­ner­­gie-Ge­­bäu­­den
 
  • Minergie‑A Stan­dard: Das Mi­­ner­­gie-A-Zer­­ti­­fi­­kat ist die strengs­te Zer­ti­fi­zie­rungs­art und setzt ho­he An­for­de­run­gen an die En­er­gie­ef­fi­zi­enz des Ge­bäu­des, die Qua­li­tät der Ge­bäu­de­hül­le und die Ver­wen­dung er­neu­er­ba­rer En­er­gien. Die wich­tigs­ten An­for­de­run­gen sind (Grund­la­ge Kenn­zah­len für Woh­nen):
    • Haupt­an­for­de­rung: Mi­­ner­­gie-Ken­n­­zah­­len (Neu­bau: 35 kWh/m2*a)
    • Aus­ser­dem muss der Jah­res­er­trag der Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge den En­er­gie­be­darf für den Be­trieb des Ge­bäu­des ab­de­cken (als ge­wich­te­te End­ener­gie)
    • Zu­satz­an­for­de­rung Heiz­wär­me­be­darf Neu­bau (Ge­bäu­de­hül­le): iden­tisch mit Mu­KEn 2014
    • Zu­satz­an­for­de­rung End­ener­gie­be­darf oh­ne PV: 35 kWh/m2*a für Neu­bau, 60 kWh/m2*a bei Sa­nie­run­gen
    • Ei­gen­strom­pro­duk­ti­on min­des­tens ge­mäss Mu­KEn 2014 (10 W/m2 EBF)
    • Kon­trol­lier­te Luft­er­neue­rung und Som­mer­li­cher Wär­me­schutz
    • Al­le Ge­bäu­de oh­ne fos­si­le Brenn­stof­fe
    • Luft­­dich­t­heits-Mes­s­­kon­­­zept und Mes­sun­gen er­for­der­lich
    • En­­er­­gie-Mo­­ni­­to­ring bei al­len Ge­bäu­de­grös­sen er­for­der­lich (Ge­bäu­de <2’000 m2 oh­ne Nutz­ener­gie für Heiz­wär­me und Warm­was­ser)
    • Ein­fa­che bau­li­che Mass­nah­men für e‑­­Mo­­bi­­li­­täts-Tau­g­­lich­keit von Mi­­ner­­gie-Ge­­bäu­­den


Mi­ner­gie Eco ist ei­ne Er­wei­te­rung des Mi­­ner­­gie-Stan­­dards und legt zu­sätz­li­che An­for­de­run­gen an die Um­welt­ver­träg­lich­keit und Nach­hal­tig­keit des Ge­bäu­des fest. Hier sind die wich­tigs­ten An­for­de­run­gen:

Ver­wen­dung von öko­lo­gi­schen Ma­te­ria­li­en mit ge­rin­gen Um­welt­aus­wir­kun­gen Ei­ne ho­he En­er­gie­ef­fi­zi­enz bei der Her­stel­lung, dem Be­trieb und der Ent­sor­gung des Ge­bäu­des Ver­wen­dung von er­neu­er­ba­ren En­er­gien für min­des­tens 20% des En­er­gie­be­darfs Ei­ne ho­he Re­cy­cling­fä­hig­keit der Ma­te­ria­li­en Ei­ne ho­he Qua­li­tät der In­nen­raum­luft und Ver­mei­dung von Schad­stof­fen

Die Mi­ner­gie Eco-Zer­­ti­­fi­­zie­rung ist op­tio­nal und kann in Kom­bi­na­ti­on mit ei­ner der an­de­ren Mi­­ner­­gie-Zer­­ti­­fi­­zie­run­­gen ver­ge­ben wer­den. Durch die Ein­hal­tung die­ser zu­sätz­li­chen An­for­de­run­gen kann ein Ge­bäu­de nach­hal­ti­ger und um­welt­freund­li­cher wer­den.

Zu­sam­men­fas­send kann fest­ge­stellt wer­den, dass nach­hal­ti­ges Bau­en in der Schweiz ei­ne wich­ti­ge Rol­le spielt, um die Um­welt­be­las­tung durch Ge­bäu­de zu re­du­zie­ren. Durch die Ver­wen­dung von Bau­stof­fen mit ge­rin­ger Grau­er En­er­gie und die Um­set­zung von Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­men wie Mi­ner­gie kön­nen Ge­bäu­de en­er­gie­ef­fi­zi­en­ter und um­welt­freund­li­cher ge­macht wer­den. Öko­bi­lan­zie­rung ist ein wich­ti­ges Pla­nungs­in­stru­ment, um die Um­welt­be­las­tung von Ge­bäu­den über ih­ren ge­sam­ten Le­bens­zy­klus hin­weg zu be­wer­ten und zu re­du­zie­ren.

Mit herz­li­chen Grüs­sen
Ih­re ETHOS Im­mo­bi­li­en GmbH
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